Im Mai 2010
Ein außergewöhnlicher Ort in der InnenstadtDas Grundstück für den Neubau „Royal Hamilius“ befindet sich an einem aus verschiedenen Gründen bedeutsamen Ort der Luxemburger Innenstadt:
So beschreibt das Baufeld am Boulevard Royal die Kreuzung regionaler und überregionaler Verkehrsadern und bildet an den drei östlich gelegenen Stichstraßen Grand Rue, Rue de la Poste und Avenue Monterey die Schnittstelle zwischen „Ringstraße“ (ehemalige Stadtmauer) und innerstädtischer Fußgängerzone aus.
Schließlich liegt der Ort auch in städtebaulicher Hinsicht an der Grenze zwischen historischer (Blockrand-) Bebauung der Altstadt im Osten und der von (Büro-) Solitärbauten geprägten „Neustadt“ im Westen.
Die heute vorhandene Lücke an einer der repräsentativsten Stellen der Stadt gilt es mit einem qualitätsvollen, dem Stadtraum verpflichteten Gebäude zu besetzen. Nicht zuletzt deshalb soll die Bevölkerung das neue Haus neben dem bedeutenden Gebäude des „Hotel des Postes“ als weiteren, Identität stiftenden Baustein wahrnehmen.
„Royal Hamilius“ muss den verkehrsbelasteten Status quo in einen Ort der Mobilität im positiven Sinne verwandeln.
Natürlich soll das Gebäude zwischen aufgeladener Geschichte und Moderne vermitteln, aber auch eine zeitgemäße, prestigeträchtige Pforte in die Innenstadt darstellen.
In Zeiten unsicherer ökonomischer Entwicklung könnte „Royal Hamilius“ vor allem baulich ein neues Zeitalter einer lebendigen Innenstadt einläuten.
Offenes Gebäudeensemble
Die Erweiterung der Fußgängerzone in die Rue Aldringen stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des vom Auto- und Busverkehr geprägten Stadtraumes hin zu einem angenehmen Aufenthaltsort menschlichen Maßstabs dar. Die behutsame Ausbildung von differenzierten urbanen Plätzen, die Schaffung logisch angeordneter, heller Passagen und sonniger Orte der Ruhe ist das oberste Ziel unserer Planung.
„Außenraum statt Innenraum, Durchlässigkeit statt monolithischer Bebauung!“ Unter diesem Motto wollen wir die bauliche Struktur der Innenstadt bis an den Boulevard Royal weiterführen und das „Quartier Aldringen“ maßstabsgerecht vervollständigen.
Das verhältnismäßig große Volumen des „Royal Hamilius“ soll vor allem auf dem Stadtniveau von Außenräumen umspült und durch öffentliche Passagen, die rund um die Uhr belebt sind, durchbrochen werden.
So führen individuell gestaltete Anbindungen der östlich gelegenen Einkaufsstraßen zu einer Gliederung des Baukörpers in ein Ensemble aus drei Teilen.
Die Ostseite der neuen Gebäude bildet somit eine weiche, von Straßenräumen und Fußgängerströmen modellierte Oberfläche aus, während die Westseite - durchbrochen von den großzügigen Passagen zwischen Haltestelle und Innenstadt - eine zum Verkehr hin konsistente Kante darstellt.
Über zwei hell erleuchtete zwei- bis dreigeschossige Passagenräume, die 24 Stunden geöffnet sind, gelangen Passanten auf Höhe der Rue de la Poste und etwas weiter nördlich über die Rue Aldringen auf den Boulevard Royal. An diesen einladenden Durchgängen liegen die wettergeschützten Haupteingänge des Kaufhauses.
Im Gegensatz zu klassischen Warenhäusern und Shopping-Malls, die eher als introvertierte, nach außen eintönige und anonyme Blockstrukturen wahrgenommen werden, bietet unser Projekt im Erdgeschoss ein verglastes, abwechslungsreiches Gesicht zur Stadt.
Edle, geschoßhohe Schaufenster laden Passanten ein, Barriere- frei in die eleganten Läden zu gelangen.
Schließlich sind alle Shops vom Stadtraum aus zugänglich und nicht nur von innen erschlossen.
Identität durch Grüne Stadtkrone
So dezent die Geschäftsebenen unseres Projektes in die Stadtebene eingebettet sind, so ausdrucksstark zeigen sich die oberen Wohn- und Bürogeschosse des Gebäudeensembles: In Anlehnung an die gestaffelten Dachflächen der Nachbargebäude und als Referenz zum Dachaufbau des Hôtel des Postes erscheinen die Obergeschosse des „Royal Hamilius“ als eine grüne Stadtkrone.
Diese verleiht dem Neubau nicht nur seine Unverwechselbarkeit, sondern repräsentiert auch ein zukunftsweisendes und ökologisches Zeichen der neuen Innenstadt Luxemburgs.
Die Verkleidung der oberen Wohn und Büroetagen mit vertikalen Stahllamellen verleiht dem Haus seine Unverwechselbarkeit und Exklusivität im Stadtraum.
Auf Traufhöhe der umliegenden Gebäude sitzt die „Stadtkrone“, deren geneigte Fassadenflächen an die Staffelgeschoße und die Dachformen der Gebäude der Altstadt erinnern.
Wie eine zweite Haut überspannt die Stadtkrone die Fassaden der Wohn- und Büroetagen.
Sie besteht im Wesentlichen aus eloxierten, vertikal angeordneten Stahlschwertern, die Sonnenschutz bieten.
Zwischen den Lamellen werden Seile gespannt, an denen unterschiedliche immergrüne Pflanzen emporranken können.
Die bewachsene Fassadenstruktur bildet einen natürlichen, lichtdurchlässigen Vorhang, der den Terrassen und Loggien der Wohnungen vorgelagert ist, ohne Panoramablicke über die Stadt zu beeinträchtigen.
Bewohner genießen vielmehr die angenehme Atmosphäre unter der grünen Pergola und finden mitten in der Stadt ein Plätzchen Privatheit im Freien.
Wie erwähnt, fällt die Wahl der Bepflanzung auf immergrüne Gewächse, die keine abfallenden Früchte tragen. Durch ihr langsames Wachstum sind kleine Wartungsintervalle zu erwarten. Ein geschossweise gesteuertes Bewässerungssystem stellt die Wasserversorgung automatisch über Feuchtigkeitssensoren sicher.
Spindelstrauch und immergrünes Geissblatt werden in Pflanzgefässe mit den Mindestmaßen von 50cm Höhe und 40cm Breite gesetzt. Die genannten Pflanztröge können problemlos bündig in den Bodenaufbau der hinter den Lamellen liegenden Deckenplatten integriert werden (siehe Anlage). Der Zuschnitt oder die Düngung der Pflanzen erfolgt über einen am Dach montierten, fahrbaren Trog mit Ausleger (siehe Anhang) von außen.